Jannes Krone (23) überzeugte beim TSV Hannover-Burgdorf vor dem Saisonabbruch der Handball-Bundesliga mit starken Leistungen. Mit Tim Hoffmann vom Erich Kästner Gymnasium Laatzen sprach das Recken-Talent über die handballfreie Corona-Zeit, den Vergleich zum Fußball und seine persönlichen Ziele.
Tim Hoffmann: Jannes, ist das heute dein erster Besuch an einer Schule als Handballprofi?
Jannes Krone: Das ist tatsächlich nicht mein erster Besuch. Wir haben im Rahmen der Kooperationen mit den Partnerschulen einen regelmäßigen Austausch, natürlich besonders zum Thema Sportunterricht. Von daher kenne ich das.
Bist du früher selbst gern zur Schule gegangen?
(lacht) Da müssten jetzt vielleicht einige kurz weghören. Es gab Phasen, in denen es angenehmer war und es gab welche, in denen es weniger angenehm war. Letztendlich war es mir aber sehr wichtig, in der Schule vernünftig zu arbeiten, auch, wenn man die Priorität auf den Sport gesetzt hatte. Im Nachgang betrachtet, ist es aber eine schöne Zeit gewesen.
Leider bestimmte die Corona-Pandemie zuletzt auch den Sport. Wie hast du die letzten Wochen verbracht?
Es war natürlich erst einmal ein krasser Bruch, mit einem Ende der Saison, das mehr oder weniger plötzlich kam und keiner genau wusste, wie es weitergeht. Wir Spieler und auch der Verein mussten erstmal überlegen, was können wir aktuell überhaupt machen? Deshalb haben wir in letzter Zeit viel individuell trainiert. Dazu mussten wir teilweise auch kreativ werden, denn nicht jeder hat sein eigenes Fitnessstudio zu Hause. Jetzt, in den letzten Wochen, ist es aber ein Stück weit normaler geworden. Wir konnten in Kleingruppen, wenn wir wollten, ins Training gehen und im Kraft- und Ausdauerbereich arbeiten. Zum Glück besteht jetzt die Aussicht, bald wieder mit der Mannschaft trainieren zu können.
Wie sah denn ein typischer Alltag bei dir aus?
Die Zeit hatte etwas sehr Entschleunigendes. Ich hatte viel Zeit für die Familie und meine Freundin. Wenn dann noch ein paar Stunden übrig blieben, dann greift man natürlich auch mal zum PlayStation-Controller. Man hat die Zeit schon rumbekommen, natürlich auch mit Training, wenn auch zu Hause. Gerade in der Anfangsphase habe ich die viele Zeit zu Hause genossen.
War es für dich nachvollziehbar, dass die Handball-Saison zu solch einem frühen Zeitpunkt abgebrochen wurde?
Ja, vollkommen. Wir reden hier immerhin von einer Pandemie. Da wäre es seltsam gewesen, hätten wir davon keine Auswirkungen zu spüren bekommen. Von daher hat das, glaube ich, jeder Spieler so akzeptiert. Im Endeffekt muss man auch sagen, dass die Endplatzierung für unser Team ja auch keine schlechte war.
Die Fußball-Bundesliga konnte mit der Austragung des Pokalfinals nun sogar ihre komplette Saison zu Ende spielen. Ist man da als Handballer neidisch und hat das bei euch im Team für Diskussionen gesorgt?
Neid oder Diskussionen würde ich nicht sagen. Natürlich wären auch wir gern wieder für die Spiele in die Halle gegangen, auch wenn es ohne Zuschauer gewesen wäre. Gern hätten wir den Wettkampf wieder aufgenommen, dafür trainieren wir ja. Aber da muss man auch einfach lobend anerkennen, dass sich die Fußballer die Weiterführung der Saison sehr gut aufgebaut haben. Von daher darf man sich als anderer Sportler nicht zu sehr darüber aufregen.
Sind Ungerechtigkeiten zwischen Handballern und Fußballern ein Thema bei euch in der Mannschaft?
Nein, überhaupt nicht. Auch hier lässt sich sagen, dass es sich jede Sportart auch irgendwie verdient hat. Ich glaube nicht, dass es im Handball einen Spieler gibt, der von Ungerechtigkeit spricht oder der das hinterfragt. Wer weiß, was im Handball noch passiert.
Im Fußball sind Gehaltskürzungen, bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, ein stetiges Thema. Viele Spieler verzichten dort auf Teile ihres Gehalts. Welche Auswirkungen merkst du bei euch im Verein?
Jeder überlegt natürlich, wie es weitergeht und wie man damit umgeht. Das Problem ist derzeit, dass man einfach nicht voraussagen kann, wie es in einem oder zwei Monaten aussieht. Natürlich sind Gehaltskürzungen auch bei uns ein Thema. Ich denke, da ist es wichtig, dass wir Spieler und der Verein am Ende gut zusammenarbeiten und eine vernünftige Lösung finden. Und ich bin überzeugt davon, dass das bei uns der Fall ist.
Hat die aktuelle Situation euch als Mannschaft besonders gestärkt?
Wir hatten durchaus viele Teammeetings, viele Gespräche mittels digitaler Medien, da wir uns in großen Gruppen nicht zusammen treffen konnten. Wie es nun genau bei uns aussieht, müssen wir nun tatsächlich erstmal abwarten, dazu kann ich noch nichts sagen. Ich glaube schon, dass jeder jetzt noch einmal mehr Bock auf die neue Saison hat und da etwas reißen will. Von daher denke ich schon, dass uns die Situation als Mannschaft gestärkt hat.
Vor dem Saisonabbruch wurdest du unter anderem von Sportbuzzer für deine Leistungen sehr gelobt, schon in einem Atemzug mit Timo Kastening genannt und als legitimer Nachfolger gesehen. Siehst du dich bereit, in seine Fußstapfen zu treten?
Natürlich freut es mich, gelobt zu werden, denn vor allem kann ich sagen, dass ich bisher sehr viel von Timo lernen konnte. Ich denke aber, zwei bis drei Spiele reichen da noch nicht, um die Vergleiche zu ziehen. Es muss bei mir auch nicht unbedingt der gleiche Weg wie bei Timo sein. Natürlich will ich das Maximum erreichen, lange in der Liga spielen und viele Tore erzielen. Vielleicht ist es jetzt aber auch noch zu früh, um schon von dem gleichen Weg zu sprechen. Ich bin sehr überzeugt, dass es bei mir noch weitergehen wird und, dass da noch mehr geht.
Was kannst du als Leistungssportler allen Schülerinnen und Schülern mitgeben, die aktuell nur sehr eingeschränkt oder gar nicht Sport treiben können?
Ich bin überzeugt davon, dass man für seine Ziele arbeiten muss. Deswegen ist es ganz wichtig, dass man auch die freie Zeit nutzt, um irgendetwas zu tun, zum Beispiel zu Hause. Mir hilft es zum Beispiel immer, mit ein bis zwei Freunden gemeinsam zum Training zu gehen, wenn man sich mal selbst nicht motivieren kann, was ich an manchen Tagen verstehen kann. Aber, wenn man erstmal angefangen hat, dann schafft man es auch. Und gerade, wenn man dann in einer kleinen Gruppe oder zusammen mit einem Freund trainiert, kann man sich auch selber ein bisschen höher pushen und immer noch mehr leisten. Ich glaube, darum geht es. Einfach mal den inneren Schweinehund beiseiteschieben und loslegen.
Zum Abschluss ein kleiner Ausblick: Wie geht es jetzt bei dir weiter?
Ich habe noch ein Jahr Vertrag. In der Saison werden wir durch die Aufstockung der Liga sehr viele Spiele haben. Dadurch wird es Schlag auf Schlag gehen. Jetzt müssen wir erstmal wieder anfangen, ins Training hineinzukommen, damit auch als Mannschaft alles wieder funktioniert, und darauf freue ich mich.
Zur Person
Tim H. Hoffmann unterrichtet seit 2017 am Erich Kästner Gymnasium Laatzen die Fächer Sport und Deutsch. Er betreut die Zusammenarbeit mit Sportvereinen der Region und unterstützt in Form von Video- und Textbeiträgen die Öffentlichkeitsarbeit der Schule. Ab dem Schuljahr 2020/21 leitet er die Film- und Foto-AG der Schule.