Frank Behrens vom Naturpark Steinhuder Meer im Portrait
„Wo ist die Windmühle Paula?“, fragt eine zierliche Frau mittleren Alters. „Sie sind hier im Besucherinformationszentrum des Naturparks Steinhuder Meer.“ Mit wachem Blick und sonorer Stimme widmet sich Frank Behrens dem Anliegen der Besucherin des Besucherzentrums. „Eine Karte der Umgebung finden sie in der Touristinformation auf der anderen Seite des Platzes, die können Ihnen bestimmt weiterhelfen“. Als Momentaufnahme steht diese sachliche und relativ einfache Antwort stellvertretend für die Rolle, die Frank Behrens im Rahmen in seiner Tätigkeit einnimmt. Er ist Vermittler.
Trotz eines hereinkommenden Ehepaars, was sich nahezu lautlos in den Räumlichkeiten umsieht und sich dann zielstrebig in die Moorabteilung begibt, berichtet Behrens mit verschränkten Armen hinter dem Kopf von seiner Tätigkeit „Tourismus und Naturschutz unter einen Hut zu bringen“. Der 58-jährige arbeitet seit dem Jahr 1974 hauptamtlich für den Landkreis und die Region Hannover, seit 1998 für den Naturpark und seit 2000 in dessen Infozentrum im Steinhuder Scheunenviertel. Regelmäßig, selbst an Wochenenden und Feiertagen, steht er vor Busreisegruppen, Tagestouristen oder Schulklassen und vermittelt „die Schönheit der Region“. Das Besucherzentrum im Steinhuder Scheunenviertel umfasst eine Dauerausstellung rund um den Naturpark. Neben Informationstafeln zur Entstehung von Mooren, einem Bildschirmaquarium oder Karten zum Vogelzug lässt sich der größte Binnensee Nordwestdeutschlands auch mit einer virtuellen Bootstour erkunden. Eine Erfahrung mit allen Sinnen: Gezwitscher von Vögeln ertönt aus Lautsprechern, kleine Wasserfontänen schießen einem entgegen, das gesamte Boot, ein sogenannter „Auswanderer“, ruckelt und wackelt über das Meer. Auswanderer deshalb, da früher die Grenze zwischen dem Königreich Hannover/Braunschweig und der Grafschaft Schaumburg direkt durch das Steinhuder Meer verlief. Die Boote pendelten zwischen zwei Reichen. „Die Idee zu dieser Tour der besonderen Art kam mir nachts um zwölf“, berichtet Behrens stolz und spürbar ist eine tiefverwurzelte Leidenschaft.
Mit einem freundlichen „Kann ich ihnen helfen?“ unterbricht er unser Gespräch und
richtet sich an eine ältere Frau, die sich zögernd in den Innenraum des Zentrums bewegt. Sie wolle nur mal schauen, was sich verändert habe. Wieder an uns gerichtet, sagt Behrens mit einem Lächeln: „Wie Sie sehen, mache hier fast mehr Tourismus“, obgleich er vor allem die Umweltbildung als eine seiner Hauptaufgaben versteht. Das vermeintliche Übergewicht des Tourismus ist kaum verwunderlich. Denn der Naturpark zwischen den Landkreisen Schaumburg, Nienburg/Weser und der Region Hannover zählt zu den beliebtesten Naherholungsgebieten Niedersachsens, bekannt für seine vielfältigen Freizeitangebote und eindrucksvollen Naturerlebnisse. An sonnigen Wochenenden lockt der Naturpark bis zu 50.000 Tagesgäste an das „Meer“. Von Busreisen ohne ordentliches Programm, in Steinhude häufig klischeehaft als „Fischbrötchentourismus“ belächelt, distanziert sich Behrens vehement. „Das ist nicht der Tourismus, den ich mir hier wünsche“. Der selbstbewusste Blick verrät, dass Behrens gleichwohl eine eigene Vision für das Zusammenspiel von Tourismus auf der einen und Natur auf der anderen Seite hat. So wie es seine Vermittlerrolle will. Sein Anspruch ist, dass Tagestouristen wiederkommen und länger bleiben. Das Informationszentrum des Naturparks Steinhuder Meer soll dabei helfen. Gleichzeitig wünscht sich Behrens, dass der Besucher „ein wahrhaftes Interesse an der Region entwickelt und sich tiefgehend mit der Natur auseinandersetzt“. Allerdings verunsichert ihn zusehends der Zuwachs an Rücksichtslosigkeit durch Radfahrer, Hundebesitzer, Reiter und Angler. Sein Zorn scheint greifbar. Er berichtet eindrücklich von verbalen Konflikten mit Hundebesitzern, die sich allen Regeln widersetzen.
Spürbar ist aber auch sein Idealismus, der bodenständig und vor allem beharrlich wirkt. Behrens braucht dafür keine großen Worte. Dennoch nimmt man ihm ab, dass er Menschen mit seiner Präsenz ebenso begeistern, als auch zum Nachdenken bringen kann. Er ist kein Mensch, der sich Ansichten diktieren lässt. Er weiß, was er will. Seine ruhige, aber teils auch schwärmerische wie selbstbewusste Art lässt seine Vorstellungen erkennen. Er hat eine Vision wie das Zusammenspiel von Mensch und Natur gelingen kann. „Ich bin ein Idealist im Kleinen“, verrät er zum Abschluss – die Eigenschaft eines guten Vermittlers.
Von Andreas Ulrich und Johannes Thoböll
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Frank Behrens, Naturpark Steinhuder Meer (http://www.naturpark-steinhuder-meer.de).